History, Department of

 

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2008

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Published in Holger Meding (Hg.), Argentinien und das Dritte Reich: Mediale und reale Präsenz, Ideologietransfer, Folgewirkungen. Copyright 2008, Wissenschaftlicher Verlag Berlin. Used by permission.

Abstract

Unser Wissen über die Flucht von NS-Kriegsverbrechem nach Übersee ist 60 Jahre nach Kriegsende immer noch dürftig. Dieses Kapitel zählt zu den wenigen großen Grauzonen der NS-Vergangenheit. Das ist keineswegs zufällig, beschäftigt sich doch die Zeitgeschichte erst seit einigen Jahren mit diesem Thema. Es waren Schriftsteller und Journalisten, die sich über viele Jahre der NS-Fluchtwege exklusiv angenommen hatten. Die Schilderungen über Geheimorganisationen, die NS-Täter ins Ausland geschleust haben sollen, trugen in der Regel romanhafte Züge. Unser Bild ist bis heute stark davon geprägt. Spätestens seit dem Buch "Die Akte Odessa" von Federick Forsyth wurde die Organisation "Odessa" zu einem Mythos stilisiert. Roman und Film wurden zum Welterfolg. Es entstand der Idealtypus einer verschworenen Geheimorganisation, die ihre Mitglieder effektiv schützte, über immense finanzielle Ressourcen verfügte, ihre Leute in einflussreiche Positionen platzierte, weltweit operierte, nahezu perfekt abgeschirmt war, hierarchisch gestaffelt arbeitete und autokratisch gefiihrt wur· de, mit Mitgliedern, die zu allem entschlossen und dem Ziel der Machtergreifung verschworen waren. Selten genügten Darstellungen der NS-Fluchtwege den strengen Maßstäben der Wissenschaftlichkeit; Streben nach Objektivität und distanzierte Unparteilichkeit fehlten häufig.

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