History, Department of

 

Date of this Version

1997

Citation

Geschichte und Region / Storia e regione, v. 6, nos. 1-2 (1997), pp 163-194.

Abstract

Am 15. Mai 1985, genau 40 Jahre nach dem Auftakt zum sogenannten "Massaker von Gräden", erschien unter dem Titel ,,Auch das geschah vor vierzig Jahren" folgende Anzeige in der Bozner Tageszeitung Dolomiten:

"Nach Kriegsende, am 15. Mai 1945, der Morgen war gerade angebrochen, wurden jUnf unbescholtene, ehrenwerte Männer - Vater Adolf Senoner- Vastlt, Bürgermeister und Kaufmann, Lehrer Engelbert Ploner, Kau.fmann Gabriel Rijfeser, Lehrer Pepi Pitscheider und der Angestellte Kosmas Demetz - aus dem Schlaf gerissen und von den Partisanen der Provinz Belluno entfUhrt: sie wurden auf brutalste Weise im Wald von Pescul an der Forcella Staulanza gefoltert und ermordet. - Die Frage nach dem warum ist heute noch offen, und die Freveltat bleibt ungesühnt. Die damaligen Bemühungen der Angehörigen, weniger die Sühne als die Aufdeckung der Tatsachen zu erwirken, um den Toten im Ruf der Nachwelt Gerechtigkeit zu verschaffen, sind dreimal hintertrieben und vereitelt worden. Nur dem Einsatz der amerikanischen Besatzung war es zu verdanken, daß rund 50 weitere Bürger, deren Namen auf den Listen der Partisanen waren, vom selben Schicksal verschont geblieben sind. An dies erinnern die Betroffenen in treuem Gedenken an die Toten."

Diese kurze, stark persönlich gefärbte Darstellung der Angehörigen der Opfer gibt im wesentlichen den bisherigen Wissensstand über die Tötunt der genannten fünf Grödner4 durch Belluneser Partisanen kurz nach Kriegsende wieder. Nicht erwähnt wurde darin, daß im Rahmen der Razzia neben den fünf Getöteten noch mindestens fünf Personen verhaftet wurden, die allerdings nach längerer Gefangenschaft wieder freigelassen wurden. Der Gewaltakt erregte über Gröden hinaus landesweit Aufsehen, handelte es sich doch un1 den einzigen Fall "wilder Säuberung" und blutiger Abrechnung, der in Südtirol nach dem Krieg bekannt wurde. Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung steht die Rekonstrukion des Ereignisses auf der Grundlage von bislang unpublizierten amerikanischen Geheimdienstquellen,5 während eine Analyse der Grödner Rahmenbedingungen aufgrund der schwierigen Quellenlage nur bruchstückhaft erfolgen kann. Für diesen Beitrag konnte kaum auf Sekundärliteratur zurückgegriffen werden, weil dieses Kapitel jüngerer Südtiroler Geschichte noch nie eigenständig behandelt wurde. Mit ein Grund für die karge Forschungslage war das "Totschweigen" dieses tragischen Vorfalls, bei dem offenbar keiner der beteiligten Akteure ein Interesse haben konnte, die Hintergründe auf-· zuklären. In den wenigen Hinweisen in der Literatur begnügte man sich in allen Fällen mit der rein deskriptiven Darstellung des Vorfalls. Die Ansätze zur Analyse der Hintergründe endeten immer Init der Formel "gute Tiroler Patrioten - böse italienische Partisanen". Weitet man jedoch den Blick auf den gesamtitalienischen Kontext in dieser Zeit aus, so zeigt sich deutlich, daß das "Massaker von Gröden" eine zwar blutige, aber kleine Episode in einem umfassenden Ausbruch von Gewalt bei Kriegsende bildete. Der deutsche Historiker Hans Woller hat jüngst geschätzt, "daß im Rahmen der Abrechnung mit denl Faschismus in den Jahren 1943 bis 1946 etwa 10 000 bis 12 000 Menschen ihr Leben ließen". Diese blutige Bilanz war einerseits das Resultat ),wilder" Säuberungen, in denen Partisanen mit Faschisten und Kollaborateuren abrechneten, darüber hinaus äußerten sich in dieser Eruption von Gewalt auch weitere Motive, wie der blinde Wunsch nach Abrechnung, die Rache an persönlichen Feinden oder "Klassengegnern" sowie das Verschwimmen moralischer Maßstäbe am Ende eines langen, verstörenden Krieges.

Il 15 maggio 1945 tre battaglioni di partigiani bellunesi si recarono in Val Gardena per arrestare dei presunti collaborazionisti del regime nazista. Cinque gardenesi, conosciuti bene nella valle, furono in seguito uccisi lungo la strada per Belluno, seeondo i partigiani "mentre tentavano di fuggire". Per lunghi anni questo grave episodio rimase una macchia oscuta nella recente storia sudtirolese, poiche nessuna delle parti in causa ha mai dimostrato di voler apertamente rivelare i retroscena della cosiddetta "strage della Val Gardena".

Nei pochi accenni a riguardo riportati nella letteratura storiografica, questo tragico fatto viene presentato come l' uccisione di ladini filo-tirolesi per mano di partigiani italiani. Gli argomenti che porterebbero alla facile e sconsiderata conclusione "tirolesi buoni - italiani cattivi" non sono pero sostenibili per le seguenti ragioni:

— i cinque Optanti per la Germania (Geher) uccisi erano irrimediabilmente compromessi per via deI comportamento tenuto durante l' occupazione nazista. Ai partigiani risultarono dei ((fanatici nazisti nella roccaforte nazionalsocialista della Val Gardena";

— l' uccisione dei cinque gardenesi diede sfogo all' odia accumulatosi, specialmente in Val Gardena, tra la maggioranza degli Optanti per la Germania e la minoranza degli Optanti per l'Italia (Dableiber), da cui i cinque erano stati denunciati;

— i documenti, pubblicati qui per la prima volta, dimostrano che i partigiani ottennero il consenso per la loro azione dal capitano Howard Chappell, capo della missione segreta americana «Tacoma". Si presume che Chappell abbia dato via lihera all' attacco all' insaputa delle autorita militari americane. La partecipazione dei servizi segreti americani OSS, finora del tutta ignorata, rafforza l'ipotesi che, oltre ai gardenesi e ai partigiani, anche le autorita di controllo americane non avessero alcun interesse a fare luce sui retroscena della "strage della Val Gardena".

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