Modern Languages and Literatures, Department of

 

Department of Modern Languages and Literatures: Dissertations, Theses, and Student Research

Date of this Version

7-16-1941

Document Type

Thesis

Citation

A thesis presented to the faculty of the Graduate College in the University of Nebraska in partial fulfillment of requirements for the degree of Master of Arts

Department of Modern Languages

Lincoln, Nebraska, July 16, 1941

Abstract

Einleitung

In der Literatur findet man eine reiche Fülle verschiedener Charaktere und Typen. Ein Dichter interessiert sich für den Künstler und seine Lebensauffassung, ein anderer für den religiösen Menschen, ein dritter stellt den Materialisten dar. Der religiöse Mensch als Typus hat oft den Dichter gefessellt und interessiert.

Der religiöse Mensch steht abseits van der Volksmenge und hat ein anderes Ziel im Auge wie sie. Er lebt für eine andere Welt, darum schätzt er diese Welt und ihre Werte anders ein. Die Volksmenge kann wohl kaum verstehen, dass man sich Opfer auferlege um seines Glaubenswillen, oder gar dafür leiden und sterben könne. Der religiöse Mensch erregt daher oft Neugierde, ja sogar Hass, manchmal Mitleid oder Mitgefühl, aber ganz gleichgültig ist die Welt nie gegen ihn. Auch von dem Dichter wird er oft missverstanden oder gar verspottet.

Der Mennonit oder der Wiedertäufer ist einer der eigentümlichsten Typen des religiösen Menschen. Zuerst erregt er das Missfallen der Staatskirche, weil er die Kindertaufe verwirft und an die Grosstaufe glaubt. Dann wird der Staat unzufrieden mit ihm, weil er friedensliebend und wehrunwillig ist. Seine Nachbaren wissen auch nicht, was sie mit ihm anfangen sollen: er zieht sich von weltlichen Vergnügungen zurück, er kleidet sich nicht modisch und ist fromm und sittenstreng. Seine Lebensauffassung ist für sie ein Rätsel, er wird missverstanden und als Sonderling angesehen.

Ich wählte das Thema "Der Wiedertäufer in der deutschen Literatur" um zu erfahren, wie die Dichter des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts sich zu diesem Menschen stellen. Verspotten sie den Wiedertäufer, verstehen sie ihn, würdigen sie seinen Glauben, beurteilen sie ihn richtig im Lichte der geschichtlichen Tatsachen?---Dieses ist der Gegenstand meiner These.

Der Mennonit hat verhältnismässig wenig Beachtung in der deutschen Literatur gefunden. Er wurde als uninteressant und langweilig beiseite geschoben. Im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert hat er aufgehört, ein besonderes Problem zu sein, dooh auch dann wurde er nicht ganz übersehen. Das Gebiet der deutschen Literatur, das von dem Mennoniten handelt, ist daher ziemlich unbekannt und unerforscht.

Es galt nun. aus der deutschen Literatur des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts die Werke herauszufinden, die den Mennoniten darstellen. Mir waren nur zwei solche bekannt, Ernst von Wildenbruchs Drama "Der Mennonit," und Adolf Sterns Novelle "Die Wiedertäufer."

Die Nachsehlagewerke von Meyer, Brockhaus und das "Real-lexikon der deutschen Literatur" von Merker und Stammler hatten nur kurze Erklärungen darüber, was ein Mennonit int und was er glaubt, aber keine Hinweise auf Literatur, die den Mennoniten darstellt. In allen Literaturgeschichten der mir zur Verfügung stehenden Bibliotheken fand ich keine Angaben. Nur in K. K. Kleins "Literaturgeschichte des Deuschtums im Ausland" fand ich Erwähnung einiger deutsch-mennonitischer Dichter in Kanada und den Vereinigten Staaten, mehr aber nicht. Der "International Index to Periodicals" gab keinen Aufschluss; die Kataloge wiesen mich nur auf geschichtliches Material hin, aber ich fand auch hier keine vollständige Geschichte der Mennoniten. Ich glaubte schon die Hoffnung aufgeben zu müssen, da sah ich in einer Privatbibliothek ein Buch "Beiträge zur Geschichte der Mennoniten" welches eine Bibliographie von Otto Schowalter "Die Mennoniten in der allgemeinen deutschen Literatur" enthielt. Obwohl diese Bibliographie nicht vollständig ist, war sie doch eine grosse Hilfe bei meiner Arbeit.

Das zweite Problem, das sich mir entgegenstellte, war dieses: Wo finde ich die Literatur? Die Behandlung des Mennoniten in der deutschen Literatur ist beschränkt und daher kaum in literaturgeschichtlichen werken dargestellt. Die hiesige Bibliothek hatte nur drei Werke, die mir nützlich waren. Des Krieges wegen ist eine Verbindung mit Deutschland unmöglich. Durch "inter-library loan" erhielt ich verschiedene Bücher; auch fragte ich bei mennonitischen Schulen und Colleges mit einigem Erfolg an. Die "Mennonite Historical Library," Newton, Kansas, war mir behilflich, und schliesslich fand ich, in den Privatbibliotheken einiger Mennoniten, besonders mennonitischer Prediger, die letzten Bücher.

Eine vollständige Ergänzung des Themas "Der Wiedertäufer in der deutschen Literatur des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts" wäre nur möglich, wenn man die Bibliotheken Deutschlands benutzen könnte. Nach meinen Studien glaube ich sagen zu können, dass diese These, obwohl sie natürlich nicht die deutsche Literatur des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts erschöpft, dennoch das typische Bild des Mennoniten darstellt, wie es in der representativen Literatur dieser Zeit erscheint.

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