Centre for Textile Research

 

Date of this Version

2017

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In Textile Terminologies from the Orient to the Mediterranean and Europe, 1000 BC to 1000 AD, ed. Salvatore Gaspa, Cécile Michel, & Marie-Louise Nosch (Lincoln, NE: Zea Books, 2017), pp. 383-396.

doi:10.13014/K2J38QPR

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Copyright © 2017 Salvatore Gaspa, Cécile Michel, & Marie-Louise Nosch. Photographs copyright as noted.

Abstract

Während die in Altavestisch komponierten Lieder des Avesta (die Gāϑās und das Yasna Haptaŋhāiti) einen rituellen Dichtungsstil pflegen, der sich in eigentümlicher Weise gegen die Dinge der Welt weitgehend verschließt, d.h. Wörter, die auf Materiales – auf in Raum und Zeit Identifizierbares – sich beziehen, vermeidet, stellen die in Jungavestisch abgefaßten metrischen wie prosaischen Texte des Avesta eine weitaus ergiebigere Quelle zur Rekonstruktion der materiellen avestischen Kultur dar. Richten dabei diejenigen Texte, welche die tägliche bzw. zu bestimmten Anlässen zu feiernde, um die altavestischen Texte herum komponierte Priesterzeremonie bilden (Yasna bzw. Yasna mit Vīsparad), ihre Aufmerksamkeit auf das Ritual und dessen Gegenstände, so dringt mit den interkalierbaren Sammlungen (naska) der Hymnen (Yašts; einst im *naska- baganąm zusammengestellt) und dem sich weitgehend auf Rechtsgegenstände beziehenden Vīdēvdād ‚Welt’ in die Ritualsphäre ein, die selbst wiederum in ihrer gegenständlichen Konkretion von dem priesterlichen Unterweisungstext Nērangestān beschrieben wird.

Ob die in den drei genannten jav. Texten Yašt (Yt), Vīdēvdād (V) und Nērangestān (N) reflektierte materiale Kultur dabei einem einheitlichen zeitlichen, räumlichen und sozialen Horizont angehört, ist keineswegs sicher (s.u.). Während Vīdēvdād und Nērangestān weitgehend die Lebenswelt der Priester bzw. Gläubigen zum Zeitpunkt ihrer Textkomposition beschreiben, beziehen sich die (teilweise ‚archaisch’ anmutenden) Yašts auf eine eher aristokratische Sphäre, die sich immer wieder in eine heroisch-mythische Vorwelt ausdehnt.

In Hinsicht auf Terminologien für Gegenstände der Bekleidung sind es vor allem zwei jungavestische Textpartien, die sich diesen konzentriert widmen. Die Kapitel 67-69 und 73-78 des Nērangestāns beschreiben diverse Kleidungsstücke (meist textilen Charakters) der Mazdāverehrer (insbesondere auch deren heiligen Gürtel). Die Listen in V 14.7-10 stellen die für die drei Gesellschaftsklassen Priester, Krieger und Bauern spezifischen zaiia „Instrumente“ zusammen, welche im Falle von Priestern (aϑauruuan) und Kriegern (raϑaēštar) auch Kleidung einschließen. So nennt V 14.8 das bis in die Moderne für den zoroastrischen Priester typische „Vor-Tuch“ (paiti.dāna) (s. Anhang). V 14.9 listet für den Krieger sechs Angriffswaffen und sechs Kleidungsstücke = Rüstungsgegenstände, 2 zeigt also ein Gleichgewicht der offensiven und defensiven zaiia. In historischer Hinsicht wird darum der Vergleich mit den Ausrüstungsverhältnissen, wie sie sich in den Yašts, insbesondere in Yt 14, finden, aufschlußreich sein, da diese Ausrüstungsgegenstände in Yt 14 in bezug auf den Schutz des Körpers markant von V 14.9 abweichen.

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