Centre for Textile Research

 

Date of this Version

2017

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In Textile Terminologies from the Orient to the Mediterranean and Europe, 1000 BC to 1000 AD, ed. Salvatore Gaspa, Cécile Michel, & Marie-Louise Nosch (Lincoln, NE: Zea Books, 2017), pp. 413-420.

doi:10.13014/K24X55Z4

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Copyright © 2017 Salvatore Gaspa, Cécile Michel, & Marie-Louise Nosch. Photographs copyright as noted.

Abstract

Die Thematik des folgenden Beitrags ist gleichsam doppelt gepolt. Sie ist zunächst im terminologischen Feld der Prozesse, Instrumente und Produkte der Sachbereiche von Weben und Flechten verankert. Zugleich ist sie auch in den metaphorischen Verwendungsweisen der zugehörigen Sinnbezirke bzw. Wortfelder, also im weitgespannten Horizont der Herstellung von Stoffen, Tüchern und Gewändern verortet. „Vom Textil zum Text“ ließe sich die Intention des Artikels bündig zusammenfassen: Dabei verläuft also die Richtung der Bedeutungsentwicklung des Produkts in ihrer Tendenz gegen den Vorgang der zugehörigen morphologischen Ableitung. Ich möchte mich meinem Vorhaben zunächst mit einem Blick auf die bekannten beiden konversen Zugänge zur Semantik von Einzelwörtern und lexikalischen Systemen zuwenden.1 Das onomasiologische Verfahren untersucht die Bezeichnungsweise bestimmter Gegenstände, Vorgänge oder Sachverhalte und wirft dabei ein Licht auf die Benennungsmotive, die für die Prägung der einschlägigen Ausdrücke wesentlich waren und für deren ‚Erfinder‘ mental bzw. pragmatisch im Vordergrund standen. Die Kehrseite der semantischen Analyse ist bekanntlich das semasiologische Procedere, in dem Lexeme bzw. Syntagmen ihre sprachlichen Merkmale preisgeben. Erst das Zusammenspiel der beiden Vorgangsweisen ergibt ein Resultat, das als aufschlussreiches semantisches Profil gelten darf. Was sich für das Weben und die Herstellung von Textilien behaupten lässt, gilt ebenso für die Praxis des Dichtens. Diese nach unserer modernen Einschätzung geistige Tätigkeit wurde in der durch alte Texte zugänglichen Frühzeit als Handwerk empfunden oder schien sich - als ein alternatives Extrem - göttlicher Inspiration zu verdanken. Ein spezifischer, verbindlicher allgemein gültiger Wortschatz, wie er sich für manuelle Verrichtungen oder kriegerische Vorhaben herausgebildet hat, scheint in diesem Segment des geistigen Überbaus zu fehlen. Und gerade dieses Defizit erklärt den späteren metaphorischen Gebrauch oder - mit anderen Worten - die sekundäre Sublimierung von professionellen Handgriffen und technischen Abläufen zur Beschreibung geistiger Leistungen und künstlerisch-kreativer Vorgänge.

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